27: Essen in Shanghai

27: Essen in Shanghai

Eines ist gewiss, man kann in dieser Stadt eigentlich nicht verhungern. Selbst wenn man sich mit dem chinesischen Essen schwer tut oder es gar vollständig ablehnt, gibt es an jeder Ecke einen Mc Donalds, KFC, Subways bzw. jede Menge anderer westlicher Restaurants wie italienische Pizzarien, französische, spanische oder sonstige „Sepzialitäten Restaurants“ oder aber auch den guten alten „Paulaner Biergarten“ in dem die chinesischen Bediensteten im Dirndl servieren (der Dirndl macht nicht wirklich viel her, aber an dieser Stelle geht’s wohl ums Prinzip).

Aber dafür bin ich ja nicht in die Stadt gekommen, um zu testen, ob Mc Donalds hier genauso schmeckt wie in den USA. Tut es nicht 😉

Also wie nähert man sich der Chinesischen Küche am geschicktesten? Eine wunderbare Gelegenheit sind Geschäftsessen. Abhängig vom Gast oder der Firma die einlädt, wird einem mitunter schon was geboten. Ganz klassisch, wie man es aus Erzählungen und Reiseführern kennt, in einem abgetrennten Raum mit 8 bis 12 Leuten und einem großen Drehteller werden dann die verschiedenen Gerichte serviert. Man hat halt an einem Abend eine ungemein breite Palette an Dingen die man essen oder auch nicht essen kann.

Mein Leitfaden dabei ist: Ich will zumindest einmal alles probiert haben. Es ist mitunter schon schwer, dieser Regel treu zu bleiben. Aber wer das eine will muss das andere mögen. Dies ist ja in aller Regel nur eine weitere interessante Facette vom Abenteuer China. Sollte es mir nicht munden, hält mich ja kaum etwas davon ab, es beim zweiten Mal nicht zu essen. Und eines muss ich klar feststellen, das allermeiste vom gebotenen Essen schmeck oftmals auch wirklich überaus gut. Wobei man zwischen dem reinen Geschmack und der Art, es zu essen differenzieren muss. Es kann sein, dass es super schmeckt, mir aber die abertausend Knochensplitter in den kleingehackten Fleischportionen den Wohlgeschmack verleiden. Die Benutzung des chinesischen Esswerkzeugs stellt mich inzwischen vor keine unüberwindbaren Hürden mehr.

Eine gute Übung zur Verbesserung der Fähigkeiten ist, aus einer kleinen Schale Erdnüsse mit Stäbchen zu essen. Dies gelingt mir unterdessen auch schon recht gut. Gelegenheit dazu hat man eigentlich bei jedem Geschäftsessen.

Was habe ich inzwischen schon alles gegessen? Ich habe keine Ahnung und ganz ehrlich, ich will es auch nicht für jeden Einzelfall wissen.

Und was gibt es zu Essen wenn niemand zu einem Geschäftsessen eingeladen hat? Tja, in der Firma gibt es eine Kantine. In Deutschland war es üblich, das mindestens die Hälfte der Belegschaft über die Kantine gemeckert hat und die andere Hälfte der Belegschaft nicht hingegangen ist. So ähnlich ist es hier in China wohl auch. Ich habe noch niemanden von den Kollegen in Lobpreisungen ausbrechen sehen, wenn das Thema auf die Kantine kam. Und ich meine meine chinesischen Kollegen, denn von den Europäern geht eigentlich keiner hin. Ich habe es in den letzten beiden Wochen dann doch getan, da meine Mitfahrgelegenheit zum Restaurant im Urlaub war. Um ehrlich zu sein, ich freue mich wieder auf unseren Besuch bei Mc Donald. Es hatte manchmal was von „Dogge im eigenen Napf“ wie Atze Schröder es mal ausgedrückt hat. Denn das Essen kann man sich auch wieder selber zusammenstellen. Die verschiedenen Teile stehen in kleinen Edelstahlschälchen auf dem Tresen, welche in Europa gerne als Fressnapf für Tiere verwendet werden.

Aber ich möchte betonen, dass ich bei allem was ich hier gegessen habe, mir nie Magenprobleme eingehandelt habe.

Abgesehen von Mc Donald liegen noch ein japanisches Restaurant, ein europäisches Restaurant im Mariott Hotel und ein chinesisches Restaurant in Reichweite.

Meistens wird es „quick and dirty“. An das japanische Restaurant habe ich inzwischen besondere Erinnerungen. Auf der Speisekarte stehen viele Gerichte mit einem Piktogramm von einer bis vier Peperoni. Ich esse ja gerne mal scharf, aber man muss ja an dieser Stelle vorsichtig sein. Also habe ich meinen Kollegen gefragt, kann man den gebratenen Reis mit den drei Peperoni essen? Er meinte es geht schon, man muss halt die Schoten, welche oben auf dem Essen liegen, entweder als ganzes oder in kleinen Scheiben, einfach runter sortieren. Und tatsächlich, auf dem Bild in der Karte waren oben schön die Schoten drapiert. Also habe ich den besagten gebratenen Reis bestellt. Blöderweise lagen oben keine separaten Schoten auf, sondern es wurde alles so fein säuberlich ins Essen eingearbeitet, dass ich keine Chance hatte, da auch nur irgendetwas auszusortieren. Folglich war das halbe Essen dann definitiv ein Höhepunkt in meinem Leben, Abteilung Grenzerfahrung. Pah, zum Zeitpunkt als ich aufgegeben hatte, fühlte sich mein Mund an, als wäre er von einem Zahnarzt vollständig narkotisiert worden. Ach was schreibe ich, von fühlen kann keine Rede mehr gewesen sein. Und wie so oft, sieht man sich immer zweimal im Leben…