26: Päckchen
Ich habe zu Weihnachten von meinen Eltern ein Päckchen bekommen. Allerdings ist es nicht bei mir gelandet, sondern bei meinem direkten Nachbarn, wovon ich niemals was mitbekommen hätte, denn ich habe keine Paketkarte oder so was in meinem Briefkasten gefunden. Eines Abends bekam ich auf mein chinesisches Handy eine SMS mit der Ansage, dass ich mein Päckchen doch in der Nachbarwohnung abholen könnte. Ich habe nicht den blassesten Dunst, woher der gute Mann meine Handynummer kannte. Na ja, ich wollte also das Paket zum von ihm vorgeschlagenen Zeitpunkt abholen, aber niemand hat die Tür aufgemacht. Das führte dazu, dass ich die komplette Weihnachtszeit auf mein Päckchen warten musste, denn der Knilch war vom 22.12. bis zum 10.01.2012 ausgeflogen, vermutlich Heimaturlaub. Schon in der SMS offenbarte er mir, dass seine Ayi (Putzfrau) „aus Versehen“ das Paket aufgemacht hat. Na ja, sei’s drum, ist ja nicht schlimm, kann vorkommen, habe ich mir gedacht.
Im neuen Jahr war er dann wieder da (Licht brannte im Fenster), ich also rüber und sturmgeklingelt. Eine chinesische Frau öffnete die Tür, wies mir den Weg ins Wohnzimmer und zu meiner Überraschung warteten dort zwei geöffnete Pakete auf mich. Ich habe mir beide geschnappt und bin zurück in meine Wohnung gesprungen und habe Mitte Januar erst mal Bescherung gemacht. Super! Ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig. Muttern also schnell eine E-Mail zum Dank geschrieben, worauf hin sie mich fragte, ob denn auch der teure Schinken und die Salami angekommen sind. Was, wie, Schinken, Salami?!?! Nein, in dem Päckchen war nichts dergleichen. So ein Mist.
Es gab also zwei Möglichkeiten, 1. der Zoll hatte die Sachen entfernt oder 2. mein liebenswürdiger Nachbar hat sich ein Festmahl damit gemacht.
Beides ist irgendwie blöd. Und wirklich interessiert hat es mich eigentlich auch nicht wer das Zeug jetzt hat, denn es ändert am Ergebnis nichts. Also habe ich nach Hause gefunkt: Kein Schinken und keine Salami sind angekommen! Bitte künftige Versuche dieser Art unterlassen, da es schade um‘s Geld ist.
Vier Tage später bekam ich von meinem Nachbarn eine weitere SMS, bei ihm im Kühlschrank würde noch meine Wurst liegen. Hä, wie jetzt, was soll das denn bitte? Mit einigen weiteren Komplikationen (er ist nicht da wenn ich da bin und umgekehrt) habe ich am Ende doch noch meine hoch geschätzte Fleischware bekommen. Aber es ist schon dreist, wie detailliert der Inhalt des Päckchens umgepflügt wurde, denn die Wurstwaren waren mehrfach eingepackt…. Aber was soll’s ich hatte mein Happy End.
So und dann bekam ich tatsächlich zwei Wochen später eine Paketkarte in meinen Briefkasten gestopft. Ich wußte, dass es eine Paketkarte war, denn das allgemeine Zeug stand zweisprachig drauf. Nur konnte ich damit aber sowas von nichts anfangen, denn die Abholadresse der Poststelle war in chinesisch angegeben. Da hilft dann definitiv auch Google nicht weiter, denn ich habe ja keine Möglichkeit die chinesischen Zeichen in meinen Computer zu kriegen und das Gekrakel mit Landkarte abzugleichen ist nicht wirklich zielführend. Also brauche ich mal wieder Hilfe wie ein 5jähriger. Aber an dieser Stelle steht mir immer die Sekretärin mit Rat und Tat zur Seite. Sie hat mir das Zeug also übersetzt und eine Wegbeschreibung angefertigt. Blöderweise kommt mir mein Urlaub in die Quere, sodass ich noch eine weitere Woche warten muss, da ich ja nicht im Land bin. Als ich wiederkomme habe ich drei weitere Karten im Briefkasten, die ich mal laienhaft als Mahnung bzw. Erinnerung interpretiert habe. Da ich aber inzwischen weiß, wo ich hin muss, mache ich mich also auch gleich nach der Rückkehr von meinem Urlaub auf den Weg zum Postschalter. Dort stellt sich raus, dass es sich um zwei verschiedene Päckchen handelt. Ein Päckchen von den Kollegen kann ich gleich mitnehmen und für das zweite soll ich zu einer anderen Postelle fahren. Man zeigt mir den Weg, irgendwie in die Richtung die Straße runter und murmelt was von zwei (vermutlich Kreuzungen). Also mache ich mich auf den Weg und tatsächlich – ich kann auf dem Zettel genau eine Zahl lesen und Bingo es ist die Hausnummer einer weiteren Poststelle. Nach den üblichen Konversations-schwierigkeiten und den folgenden Formalien mit Ausweis und Stempel und so (wobei ich ja nicht selbstständig in der Lage bin meinen Namen in das richtige Feld einzutragen, denn welches von den vier Feldern ist jetzt genau für den Nachnamen?) bekomme ich tatsächlich noch ein weiteres Päckchen von einer guten Freundin. Boah, das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen.
Vielen lieben Dank an alle Leute die an mich, in dieser nicht immer leichten Zeit hier, gedacht haben! Ich habe mich sehr gefreut!


