20: Ein denkwürdiges Ereignis – Silvester in Shanghai
Alles war durchgeplant und vorbereitet. Zwar, wie es gute chinesische Tradition ist, recht kurzfristig, aber das Ergebnis zählt und das Ergebnis der Planungen klang durchaus vielversprechend.
Organisator war jemand von der Couchsurfinggemeinschaft. Losgehen sollte es um 19 Uhr in einer Lokalität recht nahe am Pearl Tower, also auf der anderen Seite vom Huangpu Fluss direkt gegenüber vom Bund. Der Bund ist die große Uferpromenade, von der man die so typische Shanghaier Skyline fotografieren kann. Als kleines Schmankerl gab es auch alle Getränke zum halben Preis, sprich 1 Glas Rotwein zum Beispiel für 2,50 €. Es waren viele internationale und interessante Leute anwesend, mit denen man bei diesen Gelegenheiten auch sehr leicht ins Gespräch kommt. Alles super und sehr unterhaltsam.
Ein großer Aufbruch war um halb elf, da wir noch die letzte Metro an diesem Abend erwischen wollten um auf die andere Seite des Flusses zu kommen. Also gesagt getan, ist ja nur eine Metrostation entfernt. Der Ausstieg ist dann auf der East Nanjing Lu gewesen. Dort schwante mir dann wiedermal was es in der Realität bedeutet, mit massiven Überbevölkerungsproblemen zu kämpfen. Man muss dazu sagen, eigentlich interessiert die Chinesen das westliche Neujahrsfest nicht besonders, denn sie feiern ja ihr, nach dem Mondkalender orientiertes, Neujahrsfest eine Woche lang Ende Januar. Dennoch bewegten sich jetzt Menschenmassen wie bei der Love Parade Richtung Uferpromenade. Wir haben dann beschlossen, dass es nicht sinnvoll ist, sich bis auf die Uferpromenade zu drängen, sondern wir blieben lieber 500 m davor an der großen Straße stehen und wollten das Spektakel etwas entspannter von dort aus beobachten. Die Sicht war sicherlich auch nicht schlechter als direkt im Pulk auf der Promenade. Die Wetterbedingungen waren eigentlich recht gut, ca. 8°C, kein Regen, es hing nur ein ganz leichter Dunst-schleier über der Stadt.
Aha, es scheint loszugehen, zumindest bewegen sich die Menschenmassen auf einmal, aber niemand weiß so recht warum. 60 Sek. vor Mitternacht haben sie die bunte Beleuchtung auf der anderen Flussseite fast komplett ausgeschaltet und es erschien ein Countdown am Fernsehturm, die letzten zehn Sekunden wurde kollektiv runtergezählt, nur ich war wieder aussen vor, weil ich der chinesischen Aussprache der Zahlen noch nicht mächtig bin. Tja und dann? Alles wartet auf das Feuerwerk, aber vergeblich, stattdessen wird die Stadthalle illuminiert, super, davor regnet es Konfetti, ganz toll… Aber wo ist das Feuerwerk? Nach drei Minuten wird die Beleuchtung auf der anderen Flussseite wieder angeknipst und die Menschenmassen strömen wieder dahin zurück wo sie hergekommen sind. Was für eine Enttäuschung. Kein Feuerwerk! Ich habe auch niemanden mit einem Glas Sekt anstoßen sehen. Na ja was soll’s, andere Länder – andere Sitten.
Gerade habe ich überlegt, dass es ja eigentlich auch weltweit einen recht regen Silvestertourismus gibt. Muh ha, das muss ja die Enttäuschung vor‘m Herren sein, wenn man nur für die Silvesterparty um die halbe Welt jettet und dann das gebotene erlebt… Aber das soll nicht mein Problem sein, oder anders gesprochen gute Vorbereitung ist alles.
Wie die Menschenmassen nach Hause kommen ist mir bis jetzt nicht klar, denn die Metro fährt nicht mehr und so viele Taxis, wie jetzt Menschen nach Hause strömen gibt es auch nicht im Ansatz. Als nächster Programmpunkt stand „Clubbing“ auf der Agenda. Genauso voll wie am Bund aber dafür deutlich lauter. Danach gab’s auch eine Chance an ein Taxi für die Heimfahrt zu kommen.


