21: Jenny,  Jack, Kevin, Carolin und Linda

21: Jenny, Jack, Kevin, Carolin und Linda

Eine meiner größeren Sorgen als ich nach China aufgebrochen war, waren meine Zweifel, wie ich mir nur die ganzen neuen und fremden Namen merken soll, insbesondere da doch die meisten Chinesen noch gleich aussehen. Dass das mit dem gleichen Aussehen nicht der Fall ist, habe ich ja schon mal beschrieben. Ok, die Haarfarbe entfällt als Unterscheidungs-merkmal; aber dennoch. Bleibt immer noch das Problem mit den Namen und das auch noch in verschiedener Hinsicht.

Einerseits sind es die chinesischen Namen an sich, anderseits bin ich mit hunderten Namen konfrontiert und es ist ja auch eine Frage der Höflichkeit die Namen von seinem Gegenüber parat zu haben, spätestens wenn man in der zehnten Besprechung mit ihm oder ihr gesessen hat.

Schon allein zu raffen was eigentlich Vor- und was Nachname ist, hat mich einige Zeit gekostet, denn hier ist die Reihenfolge üblicherweise nicht Hr. (ex?) Bundespräsident Christian Wulff, sondern Mr Hu Jintao, wobei Hu bitte sein Familienname ist.

Inzwischen weiß ich, dass die Emailadressen auch in meiner chinesischen Joint-Venture-Firma immer:
Vorname.Nachname@irgendwas.bla aufgebaut sind.

Die Nachnamen sind dabei noch der verhältnismäßig einfache Teil, denn hat man die Namen Li, Liu, Zhao, Zheng, Xu, Wang und Wu drauf, kann man schon 80% der Kollegen und Kolleginnen mit Nachnamen ansprechen. Bei den Vornamen sieht die Welt allerdings ganz anders aus.

Erstes Problem: Anhand des chinesischen Vornamens bin ich nicht in der Lage, die Unterscheidung auf Männlein oder Weiblein zu machen, insbesondere beim Schreiben von Mails ist das blöd für mich. Bleibt also die super Ansprache: Hi, …

Zweites Problem: Die Vornamen selber, Namen wie Xinxuan, Weixiang, Jingquan, Xijian, … Es kann schon eine Weile dauern bis ich die so drauf habe. Wusstet ihr übrigens, dass der Vorname oft auch eine Bedeutung hat?

Fuqiang – Reichtum, Meihua – Pflaumenblüte, Jianguo – Aufbau des (Vater-) Landes, Ying – Klugheit, Li – Kraft u.s.w. (gelesen in: Der China Knigge von Yu-Chien Kuan & Petra Häring-Kuan)

Aber auch für das Problem mit den Vornamen gibt es eine elegante Lösung. Viele Chinesen verpassen sich selber einen englischen Vornamen, wie zum Beispiel Jenny, Jack, Kevin, Caroline oder Linda. Das macht die Sache dann doch erheblich einfacher für mich.

Aber im Gegenzug kann ich mich für die Mühsal die ich mit den chinesischen Namen habe auch super revanchieren, denn nicht nur Chinesen tun sich schwer mit dem Namen Uwe, alias Ju-v-ih… Da wird Gleiches mit Gleichem abgegolten, von Wiggenhauser will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen.

Obwohl, das bringt mich eigentlich direkt zu meinem chinesischen Namen, welchen ich von der Sekretärin des General Managers erhalten habe:

维金豪  –  wéi jīng háo – für Wiggenhauser

Die Übersetzung ist eine Zusammensetzung aus Wikinger – Gold und Luxus… Bei der Bezahlung passt das ja auch ganz gut.

Eigentlich werde ich jedes mal wenn ich meine Visitenkarte überreiche (ein besonders wichtiges Procedere in China) anerkennend beglückwünscht ob der gelungenen und schmeichelhaften Namensübersetzung.