29: Massage Teil II: Traditionelle chinesische Body Massage
Wie schon im ersten Teil erwähnt, gibt es verschiedene Massagen hier in China.
Nicht nur Fußmassage sondern halt auch Gesichtsmassage, Ohrenmassage, traditionelle chinesische Body Massage, Oil Massage, Blindenmassage, Handmassage und die auf offener Straße immer wieder feilgebotene „Lady Massage“. Aber der Reihe nach, denn ich kann schließlich nur berichten, was ich schon erlebt habe. Deshalb dieser Beitrag hier und jetzt über die traditionelle Chinesische Body Massage:
Was für eine Erfahrung, meinen Erstkontakt mit der traditionellen chinesischen Massage werde ich wohl meinen Lebtag nicht vergessen.
Die Auswahl des richtigen, der unzähligen Massagetempel habe ich der Erfahrung eines Kollegen überlassen. Er meinte nur, in diesen Massagesalon geht er nicht mehr, da ihm die Behandlung etwas zu heftig war. Ich dachte mir, das klingt doch vielversprechend, da ich der Meinung bin, dass ich von meiner Massage auch am nächsten Tag gerne noch etwas haben möchte. So Streichelmassagen sind eher nicht so meins, es darf schon durchaus zünftig zugehen.
Also an einem verregneten Sonntag nachmittag im November hinein in den gepflegten Massagesalon. Ich habe eine Stunde chinesische Massage bestellt. Ab in den kleinen Raum mit drei Liegen, auf einer Liege wird schon ein anderer Mann im Schlafanzug behandelt. Ich bekomme ebenfalls einen Pyjama in die Hand gedrückt und mir wird gedeutet das Ding gegen meine Klamotten zu tauschen. Der Schlafanzug macht einen frisch gewaschenen Eindruck, das Handtuch auf der Liege auch.
Ich habe, nun ja, *Glück* ein Mann wird mich massieren. Also los, bäuchlings auf die Liege gelegt den Kopf in der Öffnung geparkt. Dann wird ein kleines Baumwolltuch (von der Größe eines Geschirrtuchs) verwendet, um durch das Tuch und den Schlafanzug hindurch zu massieren. Nach einer kurzen und lockeren Aufwärmung geht es auch gleich richtig zur Sache, jeder Griff sitzt.
Es ist in keiner Weise abzustreiten der Mann versteht was von Anatomie! Er trifft die wunden Punkte wie ich es bisher noch nie von irgendjemandem erlebt habe und er lässt keine Gnade walten. Es kommen auch Methoden zur Anwendung die bei uns in Deutschland eher nicht so gebräuchlich sind (vermutlich stehen sie unter dem Folterverbot der Genfer Konventionen) z.B. wird sehr viel mit dem Unterarm und insbesondere mit dem Ellbogen gearbeitet. Und mit dem Ellbogen können auch kleine Chinesen ungeahnte Kräfte entwickeln.
Was soll ich sagen, mir sind nicht nur einmal die Augen hervorgetreten, Respekt, Respekt. Witzig war die Situation als ich auf dem Rücken lag und er mir wie blöd am Schienbein rumdrückte, woraufhin ich mal wieder mein Gesicht vor Schmerz verzog. Solange ich auf dem Bauch lag, hat er das ja nicht mitbekommen… Aber jetzt da ich auf dem Rücken lag, bemerkte er meinen Gesichtsausdruck und fragte mich ganz unbefangen: „Sir, OK?“ Mit meinen limitierten Sprachkenntnissen bekomme ich dann halt ein: „hen hao“ (sehr gut) raus… Geendet hat die Sitzung mit einigen chiropraktischen Einrenkungen für Kopf, Arme, Beine und Wirbelsäule, die ich so auch noch nie erlebt habe. Ich bin aber bis heute sehr überzeugt von seinen sehr versierten Fähigkeiten. Nach einer Stunde war ich erlöst, nicht nur von ihm, sondern auch von einem Großteil meiner Beschwerden, für den Preis von 78 RMB (ca. 10 €).
Wie sich im Nachgang rausgestellt hat, habe ich gleich beim allerersten Mal den heftigsten Masseur überhaupt erwischt. Alle weiteren traditionellen chinesischen Massagen erreichten nur maximal 80% von seinem Niveau.
Die Mädels (meistens sind es Mädels) haben teilweise auch ein paar abgefahrene Tricks auf Lager. Nicht selten turnen sie auch auf der Liege mit rum, setzen sich rittlings auf einen, um besser mit den Ellbogen oder Unterarmen den Rücken bearbeiten zu können. Eine hat mir auch mit Ihren Knien irgendwie empfindlich im Rücken rumgedrückt, leider habe ich keine Augen am Hinterkopf, ich hätte gerne gesehen wie sie das gemacht hat…


