3: Look and See… (Teil I – Anreise)

3: Look and See… (Teil I – Anreise)

…oder auch Orientierungstrip genannt.

Die Firma bietet einem die Möglichkeit, sich vor Antritt der neuen Dienststelle einen ersten Eindruck vom neuen Arbeitsplatz, den Kollegen und dem Lebensumfeld zu machen. Dafür möchte ich an dieser Stelle mal Danke sagen, schließlich soll man ja nicht alle Annehmlichkeiten immer einfach als selbstverständlich ansehen.

Los geht‘s!

Abreise Sa. 9:00 Uhr, Autotransfer zum Flughafen, der Fahrer verschwindet fast wieder, weil er erwartet, dass ich um 9 Uhr vor der Tür stehe. Glück gehabt, er klingelt noch mal kurz bevor er wieder verschwindet. Ich saß derweil in meinem Schaukelstuhl, las etwas und wunderte mich, wo bloß der Fahrer bleibt. Auf der Fahrt zum Flughafen hat mir der Fahrer erklärt, dass er vor einer Woche einen Segmentleiter vom Flughafen hätte abholen sollen, dieser aber nicht zurückkam. Nach einem Herzanfall musste er den Weg im Zinksarg zurück nach Deutschland nehmen, sehr tragisch.

Dann erste Überraschung am Frankfurter Flughafen. China Eastern Airways erlauben auch für Passagiere in der Holzklasse 30 kg Freigepäck. Nicht schlecht. Die Maschine (ein Airbus) war meiner Meinung nach auch nicht anders als die deutschen Flugzeuge. Nur die Stewardessen sind halt kleiner und durchgängig schwarzhaarig. Wirklich geschlafen habe ich in dem Ding nicht, wie auch, das Ganze war als Nachtflug deklariert, um 16 Uhr (deutscher Zeit) gab es Abendessen und danach wurde das Licht ausgemacht…

Naja, gelandet sind wir dann ca. 11h später, um ca. 8 Uhr chinesischer Zeit. Kurzes Foto bei der Grenzkontrolle und fertig. Natürlich muss man davor ordentlich Schlange stehen, trotz 40 geöffneter Schalter.

Mein Fahrer wartete auch sehr vorbildlich am Ausgang auf mich. Nachdem wir das Terminal verlassen haben, habe ich mich das erste Mal fast tödlich erschrocken. Vor dem Terminal fing auf einmal ein Bus an wie blöd zu hupen. Wobei die Hupe eher in ein Kreuzfahrtschiff gehört hätte als in einen Bus. Warum der Bus überhaupt gehupt hat war mir nicht erschichtlich. Später habe ich aber gelernt, dass das kein Grund zum Nichthupen ist.

Der Fahrer war einfach nur krass. Er verstand offensichtlich kein Wort Deutsch oder Englisch, was aber auch nicht weiter schlimm war, denn er zog auch so einsam seine Bahnen. Dann kam die erste Überraschung, die Straßen vom Flughafen in die Stadt waren überaus leer. Zugegeben, es war Sonntag morgens 9 Uhr, aber dennoch fand ich das überraschend.

Der Fahrstil meines Fahrers war sehr beeindruckend. Ich glaube er hat sie alle bekommen. Es gab keinen der ihn überholt hat. Nebenbei wurde ich auch in die verschiedenen Zwischentöne des Hupens eingeführt. Es gibt ja nicht nur hupen, sondern hupen in verschiedenen Ausführungen: Kurz hupen – kurze Statusmeldung „Achtung hier bin ich.“ Länger hupen – „Du bist für meinen Geschmack zu nah an meinem Auto.“ Dauerhupen – „nein ich werde nicht akzeptieren, dass du dich da reindrängelst.“ Hupen + Lichthupe (meistens auf der Autobahn) – „ich fahre zwar hinter dir, will aber unbedingt vorbei.“ Die 35 Zwischentöne kann ich noch nicht so ganz genau differenzieren, meine aber dass es sie gibt. Ich glaube ein Drittel der Fragen zur Führerscheinzulassung betrifft die Benutzung der Hupe.

So, wir fahren also mit fast Lichtgeschwindigkeit Richtung Shanghai. Was soll ich sagen, die vollständige (Stadt-)Autobahn ist als Hochbahnstrecke ausgebaut. Und die ersten richtig großen Hochhäuser (Wohnhäuser mit mehr als 25 Etagen) stehen schon eine halbe Stunde vor dem Stadtkern. Über den Fahrstil komme ich immer noch nicht hinweg. Aus Optimierungsgründen wird freilich auch der Standstreifen zum Überholen genutzt, mit 140 km/h!

Dann nähern wir uns langsam der Innenstadt, die Skyline aus Hochhäusern taucht auf. Denkste: das ist nur Vorstadt. Die Innenstadtskyline ist noch viel imposanter, wie ich 15 min später feststellen werde. So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Wobei ich bisher als Vergleich nur die erbärmlichen Skylines von Berlin, London, L.A. und Toronto heranziehen kann. Der Genuss der Sykline ist aber nur ein kurzes Intermezzo aus der Halbdistanz, denn wir sind immer noch auf dem Weg zum Hotel. Ankunft in Rekordzeit am Hotel nach einer Stunde. Sprich es ist jetzt 10 Uhr. Dann im Zimmer aufschlagen und alles ist wie erwartet (im positiven Sinne), sogar warmes fließendes Wasser (welches keine grüne Färbung hat) kommt aus der Wand.

Erste Aktion, aufs Bett legen und zwei Stunden pennen!