11: Taxifahren in Shanghai
Taxifahren in Shanghai ist eine prima Sache. Es gibt Unmengen von Taxis in der Stadt, angeblich dreimal soviel wie in New York und damit sind nur die offiziellen Taxis gemeint. Die offiziellen Taxis hier kommen alle und ausschließlich von VW, in anderen Städten ist das angeblich anders. Dann gibt es noch die „schwarzen“ Taxis, diese sollte man tunlichst meiden, da sie die Passagiere in der Regel kräftig übers Ohr hauen.
Die offiziellen Taxis gibt es in diversen Farben, mindestens 5 verschiedene und nur bestimmte Farben dürfen in die Innenstadt fahren, aber ganz genau bin ich durch die Farbenlehre noch nicht durchgestiegen.
Die Taxis sind immer blitzeblank und sauber und ohne jede Schramme oder gar Beule. Auch der Innenraum ist immer picobello. Was in den meisten Fällen nicht funktioniert ist anschnallen, denn auf der Sitzfläche und der Rückenlehne in der zweiten Reihe ist oft ein weißer Schonbezug, welcher den Zugang zu den Gurtschlössern unmöglich macht.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wer vor wem geschützt werden soll? Auf jeden Fall ist der Fahrer von einem Plexiglaskäfig umgeben, welcher fast bis vor zum Autoradio reicht. Das Ding macht es nicht so ganz einfach dem Fahrer aus der zweiten Reihe, nach Beendigung der Fahrt, das Geld zu überreichen.
Wie viel Geld man dem Fahrer vor dem Aussteigen in die Hand drücken muss steht auf dem verplombten Taxameter. Dem Ding kann man ohne wenn und aber trauen.
Die Grundgebühr für einmal Ein- und Aussteigen beträgt in der Innenstadt 14 RMB, man hat aber die Wahl für den Betrag auch 3 km weit zu fahren und erst danach zählt das Taxameter weiter hoch, je km ca. 2 RMB. Sprich fast alle Innenstadt-fahrten kann man locker mit 3 bis 5 € erledigen.
Was extrem wichtig bei der Benutzung eines Taxis ist, ist die eigene Vorbereitung! Schließlich kann man (der gemeine Europäer wie ich) nicht einfach in ein Taxi einsteigen und dem Fahrer sagen wo man hin möchte. Habe ich probiert – geht nicht! Also muss man sich VORHER einen Plan machen, am besten eine Karte auf A4 ausdrucken auf der das Ziel eingetragen ist, plus die genaue Adresse in chinesischen Schriftzeichen, die Adresse nur in englisch aufgeschrieben wird oftmals nicht reichen.
Ein sehr interessanter und vielleicht hilfreicher Tipp von Thomas ist, dem Taxifahrer den Zettel mit der Wegbeschreibung kopfrum in die Hand zu drücken, versucht der Fahrer längere Zeit die Adresse auf dem Kopf stehend zu entziffern, kann man sich sicher sein, das der Fahrer nicht lesen kann und man kann schon mal nach einem anderen Taxi Ausschau halten – ist mir aber noch nicht widerfahren.
An dieser Stelle mal ein explizites Lob an die Fahrer, was das Thema Sprit sparen angeht. In der Innenstadt schalten die allermeisten Fahrer, genau so wie es die Experten empfehlen. Bevor der Drehzahlmesser die 2000 U/min erreicht, wird hochgeschaltet! (ernsthaft) OK – das hindert sie natürlich nicht daran zu rasen, zu drängeln, zu hupen, mit fünf Autos nebeneinander zu fahren wo eigentlich nur drei Spuren sind… Aber man kann halt nie alles haben.
Ach weil ich grad dabei bin, fällt mir noch ein, dass die Taxis anfangen zu piepen wenn die erlaubte maximale Höchstgeschwindigkeit (120 km/h) überschritten wird – die Fahrer sehen dieses Piepen aber eher als Prädikatsmerkmal.
Das Bild zeigt übrigens am Bahnhof in Hangzhou die Schlange derer die auf ein Taxi warten. Das sind bestimmt 300 Leute vor mir und noch mal 200 hinter mir. Aber es vergehen nur geschätzte 10 min bis alle einen Platz im Taxi haben. Denn auf der linken Seite im Bild fahren in drei Spuren je 5 Taxen vor, die werden vom Aufseher koordiniert bestiegen, dann kommt der nächste Schwung Taxis und so weiter. Funktioniert! Funktioniert viel besser als in Schwäbisch Gmünd am Bahnhof, wo ich zwar alleine in der nicht vorhandenen Schlange stehe, dafür aber kein Taxi kommt und ich mir in der Kälte meine Flossen abfriere.


